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IoT-Potenziale optimal nutzen In drei Schritten zu mehr IoT-Effizienz

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Niko Mohr und Bodo Koerber [Red.: Alexander Stark]

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13 Billionen Dollar – so viel wirtschaftliches Wachstumspotenzial steckt der Prognose von McKinsey zufolge im weltweiten IoT-Markt bis zum Jahr 2030. Um diesen ökonomischen Wert freisetzen zu können, müssen Unternehmen die neuen Standards richtig einsetzen.

Bei ihrer IoT-strategie haben viele Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der B2B-Anwendungen Aufholbedarf.
Bei ihrer IoT-strategie haben viele Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der B2B-Anwendungen Aufholbedarf.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Wenn es darum geht, IoT-Potenziale freizusetzen, erstreckt sich gegenwärtig ein Großteil der Entscheidungsfindung über verstreute Management-Ebenen, Funktionen und Geschäftsbereiche. Erfolgreich laufende IoT-Unternehmensstrategien grenzen sich jedoch vor allem dadurch ab, dass die Verantwortung klar definiert ist. McKinsey hat diesbezüglich 99 Anwendungsfelder untersucht – und drei zentrale Handlungsempfehlungen ausgemacht, um die Wertpotenziale in die Unternehmensrealität zu holen. Diese sind insbesondere für die deutsche Wirtschaft relevant mit ihrem starken Anteil industrieller Unternehmen.

B2C-Bereich mit erhöhtem Wachstumspotenzial

Der Prognose zufolge werden B2B-Anwendungen mit etwa 65 Prozent die deutliche Mehrheit des voraussichtlichen IoT-Mehrwertes bis 2030 markieren. Die konjunkturellen Wachstumsprognosen reichen diesbezüglich von einem niedrigen Wachstumsvolumen von rund 3,4 Billionen Dollar bis hin zu einem großen Wachstumsszenario, – das bei 8,1 Billionen Dollar liegt. Im Vergleich zum B2B-Bereich erscheint das Entwicklungsfeld im Endkonsumentenmarkt (kurz: B2C) für den Endnutzer sehr viel dynamischer. Die Entwicklungen treiben hier vor allem IoT-Lösungen wie Smart-Home-Systeme für Privathaushalte oder intelligente Armbänder zum Zählen von Schritten, dem Tracken von Joggingstrecken und dem Messen von Gesundheitskennzahlen an.

Aufholpotenzial haben Unternehmen vor allem auf dem Gebiet der B2B-Anwendungen, denn der Markt entwickelte sich in den letzten sechs Jahren nicht wie erwartet. Die erfolgreiche Markteinführung von IoT-Lösungen wurde vor allem durch hohe Kosten, fehlende Fachkräfte, unklare Anwendungsfälle und Cybersicherheitsaspekte ausgebremst. Im industriellen Bereich sind es vor allem standardisierte Produktionsprozesse in der Fertigung, in Krankenhäusern und anderen Sektoren, die in 2030 bis zu 26 Prozent zum wirtschaftlichen Wert beitragen können. An zweiter Stelle stehen IoT-Lösungen für den Gesundheitsbereich, die bis dahin voraussichtlich zehn bis 14 Prozent des geschätzten Wirtschaftswertes ausmachen werden. Darunter fällt etwa die Behandlung von Krankheiten über smarte Geräte.

Für den 13-Billionen-Dollar-Meilenstein braucht es vor allem eine störungsfreie Skalierbarkeit in Bezug auf industrielle IoT-Lösungen. Die zentrale Frage, die sich Unternehmen stellen sollten, ist: Wie können wir unsere IoT-Anwendungsszenarien passend zur Unternehmensstruktur und dem Geschäftsziel skalieren? Entscheidend sind vor allem drei Schritte: mit dem richtigen Ansatz und der entsprechenden Konsequenz über den Pilotstatus hinauszukommen, die richtigen Mitarbeitenden mit den notwendigen Fähigkeiten zu rekrutieren und am Ende alle relevanten Anwendungen zusammenzubringen.

1. Mit richtigem Ansatz und entsprechender Konsequenz über Pilotprojekte hinauskommen

Ein erfolgskritischer Faktor ist die richtige Denkweise, also der passende Ansatz und die entsprechende Konsequenz in der Umsetzung, um insbesondere die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich zu erhöhen und die Skalierbarkeit von Projekten und Lösungen von Beginn an zu gewährleisten. Innovative Konzepte wie agiles Denken und Handeln sowie das Vorhandensein eines entsprechenden Prozesses, der konsequente, schnelle und unternehmerische Entscheidungen fordert, sind hier gefragt. Allzu oft verfangen sich Unternehmen in neuen Technologien, Entscheidungen über den nächsten Entwicklungsschritt werden nicht getroffen und man traut sich den nächsten Skalierungsschritt nicht zu. Als Konsequenz fährt sich das Pilotprojekt fest. Dies zeigt sich häufig, wenn dann etwa Cyber-Risiken und Interoperabilitätsprobleme auftauchen. Im schlechtesten Fall werden die Projekte ad acta gelegt, ohne dass sie Einzug in den Betriebsalltag halten.

Leider gibt es kein Patentrezept für den skalierten Einsatz von IoT-Technologien. Deshalb ist es entscheidend, mehrere IoT-Anwendungsfälle unter die Lupe zu nehmen. Damit all diese Fälle dem Unternehmen einen Mehrwert bieten können, sollten Entscheider überprüfen, an welchen Stellen sie Betriebsmodelle, Arbeitsabläufe und Prozesse verändern müssen, um die Wertschöpfung sicherstellen. Hierzu wird eine konsistente Überprüfung der Erreichung der Wertbeiträge aus den Projekten grundlegend, die auch die proaktive Steuerung von Abweichungen einschließt. Das klingt nach klassischem Projektmanagement – ist aber in den meisten Fällen nicht wie erforderlich aufgesetzt.

2. Anwerbung von Tech-Talenten als Nadelöhr

Ein kritisches Nadelöhr kann zudem das Identifizieren und die Anwerbung von Tech-Talenten mit passenden Fähigkeiten sein – denn diese Fachkräfte sind auch im IoT-Umfeld von Recruitern hart umkämpft. Dabei ist neues Fachpersonal ein erster wichtiger Schritt, um die Wissenslücke zu schließen. Beispielsweise werden sich die Unternehmen ohne Data-Scientists schwertun, mit den Daten, die in ihrem IoT-Netzwerk produziert werden, wirklich erfolgreich zu sein.

Doch die Akquise neuer Talente reicht nicht aus – auch den bestehenden Mitarbeitern muss ein gewisses Maß an Grundwissen in den neuen Technologien vermittelt werden, ohne technologisch zu komplex zu werden. Leider befasst sich immer noch zu häufig nur die IT-Abteilung mit der IoT-Einführung – während der Rest des Unternehmens davon ausgeschlossen ist. Doch Technologie allein wird niemals ausreichen, um das Potenzial von IoT zu erschließen und eine maximale Wertschöpfung zu ermöglichen. Nur im Zusammenspiel zwischen den Möglichkeiten, die diese Technologie bietet und konkreten Anwendungsfällen in den einzelnen Funktionen wird wirklicher Mehrwert geschaffen. Das erfordert ein anderes Miteinander und die richtigen Kompetenzen und Fähigkeiten auf beiden Seiten.

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Über allem steht zudem die Frage, wer die Hauptverantwortung trägt. In vielen Unternehmen fehlt noch die Ernennung einer Person mit entsprechender Entscheidungskompetenz und den notwendigen zeitlichen Ressourcen, die neue Aufgabe erfolgreich auszufüllen. Die Folge: Die Entscheidungsfindung ist über verschiedene Funktionen, Geschäftsbereiche und Ebenen verstreut. Unternehmen, die IoT bereits in großem Umfang einsetzen, haben hingegen klar definiert, welche Person oder welches Team für die Umsetzung und Kontrolle ihrer IoT-Anwendungen verantwortlich ist.

3. Verschiedene Anwendungen zusammenbringen – und absichern

Eine der Kernverantwortlichkeiten dieser Person ist auch die Gewährleistung von Interoperabilität. Die IoT-Landschaft wird von fragmentierten, proprietären und anbieterspezifischen Ökosystemen beherrscht. Die Fähigkeit einer möglichst nahtlosen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen herstellerspezifischen Systemen hindert weiteres Wachstum. Die reibungsfreie Kommunikation zwischen Technologien ist entscheidend, um den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Sollen IoT-Technologien ihr volles Potenzial ausschöpfen, muss die Frage der Interoperabilität geklärt werden. Offene Standards, Plattform-Integration und Konnektivität – wie wir sie in den großen Cloud-Systemen sehen – können helfen, die kommunikativen Brücken zwischen den Systemen zu bauen.

So wichtig Installation und Interoperabilität sind, müssen sie von Beginn an eng mit dem Thema Sicherheit – vor allem Cyber-Sicherheit – gedacht werden. Je digitaler unsere Häuser oder Fabriken werden, desto wichtiger wird ihr Schutz vor Cyber-Attacken. Für Unternehmen beginnt Sicherheit auf der Hardware-Ebene. Die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Anbietern kann die Wahrscheinlichkeit eines Sicherheitsverstoßes verringern, aber die Annahme eines Rahmens für das Risikomanagement im Bereich der Cybersicherheit, der nicht nur technische Lösungen, sondern auch Geschäftsprozesse und -verfahren umfasst, die auf die Umgebung und die Anforderungen eines Unternehmens abgestimmt sind, kann wesentlich effektiver sein.

Die Integration und reibungsfreie Operationalisierung von IoT-Systemen sind komplexe Herausforderungen, die nicht nebenbei realisiert werden können. Doch die Zeit der halbherzigen Testversuche muss von engagierten Einführungsprogrammen abgelöst werden, die von der Unternehmensspitze unterstützt und auf Erfolg geprüft werden. Zu groß sind sowohl Wachstums- als auch Verlustpotenzial und die Notwendigkeit zur verstärkten Automatisierung, wenn Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen wollen.

Über die Autoren

Prof. Dr. Niko Mohr ist Partner bei McKinsey am Standort Düsseldorf und Teil des globalen IoT- und Quantum-Technology-Leadership-Teams. Bodo Koerber ist ebenfalls Partner bei McKinsey am Standort Düsseldorf und Teil des globalen IoT- und Digital-Manufacturing-Leadership-Teams.

Dieser Beitrag stammt von unserem Schwesterportal Industry of Things.

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